Meine sächsischen Vorfahren
MORHAUPT aus Marienberg
Lassen Sie mich bitte zunächst über Pfarrer MORHAUPT aus Marienberg schreiben.
Unter meinen Vorfahren befindet sich die ca. 1604 in Totzau/Tocov geborene Susanna Morhaupt, die am 15.11.1626 in Sehrles/Zahorany den ca. 1601 in Weinern/Vinare geborenen Erhard Güntl (+11.11.1654 in Weinern) heiratete.
Susanna ist die Tochter von Friedrich Morhaupt, damals Pfarrer in Totzau/Tocov, und Dorothea Örnster (Vater Jacob Örnster), beide wahrscheinlich aus Marienberg in Sachsen. Sie haben 1586 in Joachimsthal geheiratet.
Und bei dem Pfarrer Michael Morhaupt hänge ich, wie auch zwei weitere sehr nette Forscherkollegen, die ihn ebenfalls als Vorfahren haben.
Er wird auch als Herr Friedrich Morheit v. Marienberg, Diacon zu Puchau, oder der Ehrwürdige Undt gelarte H. Fridericus Morhaupt Pfarrherr zu Dotzaw, oder der Ehrwürdige wolgelarte Georg Friedrich Morheit oder Fridericus Mauritius alias Morhaupt bezeichnet.
Ich weiß nicht, wann und wo er geboren wurde. „v. Marienberg“ deutet darauf hin, dass er aus einem Marienberg stammt. Das bekannteste ist das Marienberg in Sachsen. Manches deutet darauf hin.
Dies hier könnte ein Hinweis auf seinen Vater sein: In einem Büchlein mit dem Titel "Kleine Bruchstücke zum Versuch einer Gelehrtengeschichte von gebohrnen Marienbergern" von Christian Wilhelm Friedrich Schmid, Freiberg 1806, findet sich z. B. unter Moritz, (Mauritius / Michael): "Ging von der Schule seiner Vaterstadt am 1. Octbr. 1548 auf die Universität Wittenberg und studirte die theologischen Wissenschaften."
Erkenntnisse und Vermutungen
Er könnte in Marienberg, das eine große Lateinschule hatte, Lehrer gewesen sein. Vorher müsste er aller Wahrscheinlichkeit nach in Wittenberg studiert haben. In den Matrikeln haben wir ihn allerdings nicht gefunden.
Erste Heirat: H.Friedrich Morheit v. Marienberg, Diacon zu Puchau, heiratet 1586 Dom Septuagesima in Joachimsthal Dorothea, Tochter des +Jacob Örnster
Zweite Heirat: In Schlackenwerth 1614 Domenica post natalem Christi, der Ehrwürdige Undt gelarte H. Fridericus Morhaupt Pfarrherr zu Dotzaw, mitt J. Magdalena, Hans Haniels, Bürger und Beckers allhier eheleibliche Tochter, Testes Parens Sponsae, et literae pastoris Sposae.
1602 verkauft Andreas Zirkler sein Gütlein“ dem Ehrwürdigen wolgelarten Georg Friedrich Morheit, Pfarrer daselbst (Totzau) um 94 Schock.“ (Kein armer Pfarrer!)
1605 „verkauft Merten Eysenkolb zu Dotzaw dem Wenzel Cirkler…“ Dieser Vertrag ist unterschrieben von: „Fridericus Mauritius alias Morhaupt, Pfarrer pp manu“.
Meine Frau und ich haben eine sehr liebe Freundin, die auch heute noch alle paar Jahre Ihren Vornamen wechselt. Da kann man den Pfarrer vor 400 leicht verstehen.
1624 wird das Gütlein des „wohlgelarten Herr Friedrich Morhaupt, gewesener Pfarrer zue Totza“ um 120 Schock dem Lorenz Zirkler verkauft.
1626 hat Lorenz Zirkler „von dem Pfarrherr himit quit Ledig und Loß gezahlet“.
In einer alten Marienberger Ratsakte (II/17/11) befindet sich ein „Bürgerverzeichnis“ von 1545/46, das ein Herr Dr. Klemm im Jahre 1899 anhand der Stadtrechnungen von Michaelis 1545 bis Michaelis 1546 erstellte. In dieser lediglich fortlaufenden, alphabetischen Namensliste ist ein „ Heintz Moritz“ aufgeführt (ohne weitere Zusätze).
Wenn Heintz Moritz um 1546 Rechnungen bezahlt hat, so hatte er einen eigenen Hausstand und ein entsprechendes Alter. Sicherlich wurde er 1520 und früher geboren. Er könnte also ein Bruder oder gar der Vater von Michael Moritz sein.
Nun gilt es, in den Türkensteuerlisten von 1501 im Hauptstaatsarchiv Dresden nach Marienberg zu sehen und die Namen Morhaupt, Mauritius und Moritz zu suchen. Vielleicht hat die Steuerlisten jemand fotografiert.
Sorben WORRESCHK/WORESCHKE
Ich habe mit den Trägern des Namens Worreschk obersorbische Vorfahren. Und darauf bin ich richtig stolz.
Einer meiner Spitzenahnen ist Gottlob Woreschke. Er ist der Urgroßvater meiner Großmutter Olga Anna Worreschk.
Gottlob Woreschke ist ca. 1769 vielleicht in Kosel bei Nisky/Oberlausitz geboren und war mit Rosina Vobe verheiratet.
Für den Leiter des Sorbischen Instituts in Bautzen steht es außer Zweifel, dass ich obersorbische Vorfahren habe. Die Verkleinerungsform des sorbischen Wortes „worjech“ (=Nuss) heißt „worjesk“ mit Haken auf dem s, was man nach der deutschen Phonetik eigentlich nur „Worreschk“ schreiben kann, weist darauf hin. Dabei handelt es sich um einen so genannten Übernamen, der dem Träger einst nach bestimmten Merkmalen verliehen wurde.
Zur Deutung des Namens „Worreschk“ finden sich bei Walter Wenzel, „Studien zu sorbischen Personennamen“, Signatur BN: 87/8245, folgende Eintragungen:
Worech (1/8/0), Oe 1419 Worrichs mijter GBB 129; Lu 1546 Worch DU 144; Wel 1568 Worech HH; Cor 1649 Worech VP 54; BWa 1649 Warich SS 203, ders. 1658 Wohreh LH 40, an ders. St. 1681 Worich URB. - Zu ns. os. worjech. Dem. worjesk >Nuß< (HEW IV 1660f.). - Ns. Worech (Mu. 112); os. Wo¬rjech (Ra. I 46); c. Vorech, Orech (Be. 201; Sv. 196); r. Orech (Ves. 232).
Woresk (8/7/0), Cot 1545 Wureschk WO I 144, an ders. St. 1660 Woreschk IC 203; NW 1568 Woreschk HH; Hoy 1568 Worschk, Woreschk HH: Liebe 1590 Wuresk, ders. Woreschk SBL 252, 383; Rub 1652 Woreschke HC 47. - S. u. Worech. - Ns. Woresk (Mu. 112); os. Worjesk (Ra. I 46); p. Orzeszek (Ta. 113); ö. Vorisek (Be. 201); r. Oreskov (Ves. 233).
Künftige Generationen von Familienforschern mögen sich je nach Lust und Laune mit dem Namen Worreschk/Woreschke detaillierter befassen.
Die Sorben leben noch heute in dieser Gegend. In Cottbus sind daher die Straßenschilder zweisprachig, nämlich deutsch und sorbisch.
Und Vobe gibt es im deutschen Sprachraum überhaupt nicht. Nur im Englischen ist er bekannt. Dagegen gibt es um Görlitz eine Häufung von Fobe. Nach Mitteilung des Sorbischen Institutes gebe es unter den Deutschböhmen den Namen Vobis, der mit Vobe zusammen hängen könnte.
Die Sorben, die oft mit den Wenden gleich gesetzt werden, sind ein slawischer Volksstamm, der zu Beginn des 6. Jahrhunderts das Gebiet zwischen Elbe/Saale und Oder/Queis (ist das auch ein Fluss?) besiedelte und 631 erstmals urkundlich erwähnt wurde. In den folgenden Jahrhunderten engten die Eroberer aus dem Westen ihren Siedlungs- und Sprachraum immer mehr ein.
Ab dem 16. Jahrhundert entstand die sorbische Schriftsprache in den beiden Varianten Nieder- und Obersorbisch. Das Obersorbische (um Bautzen) steht dem Tschechischen nahe, während Niedersorbisch (um Cottbus) mehr dem Polnischen ähnelt. Beide Varianten sind Amts- und Schulsprache.
Die Worreschk könnten wegen der geografischen Lage Obersorbisch (dem Tschechischen nahe) gesprochen haben.
Allmählich entwickelte sich ein sorbisches nationales Selbstbewusstsein, studentische und wissenschaftliche Gesellschaften bildeten sich, Zeitungen und Zeitschriften wurden heraus gegeben, es entwickelten sich eigenständige Literatur und Musik.
Zur Zeit der nationalsozialistischen Diktatur erlebte die Unterdrückung und Assimilation der Sorben ihren Höhepunkt im Verbot jeglichen öffentlichen sorbischen Lebens. Aber bereits 1948/1950 wurden in der Verfassung Sachsens und Brandenburgs Grundrechte der Sorben verankert.
In 2004 leben in den zweisprachigen Regionen der Nieder- und Oberlausitz 40.000 bis 60.000 sorbisch sprechende Einwohner. Ihre Bemühungen zur Erhaltung und Entwicklung der sorbischen Sprache und Kultur werden rechtlich und finanziell von den Ländern Sachsen und Brandenburg sowie vom Bund unterstützt.
Nun ist interessant, dass mein Urgroßvater Johann Karl August Worreschk (*17. April 1861 in Kosel) die Maria Katharina Petricek (*18. Mai 1860 in Pucher 22) geheiratet hat, eine Tschechin, die sicherlich nicht Deutsch sprach. Wie haben sich die beiden verständigt, sofern Johann Karl August Worreschk nicht Sorbisch sprach? Die Verständigung zwischen den Eheleuten und die Kindererziehung müssen aber sehr gut gewesen sein, denn die Eltern schafften es, dass ihre Tochter, meine Großmutter, Hebamme wurde. Und die damals selbständigen Hebammen hatten seinerzeit einen Status fast wie die entsprechenden Fachärzte. Ich warte noch darauf, dass mir jemand den Eintrag einer Geburt aus Böhmisch-Leipa mailt (1920?), bei der meine Großmutter geholfen hat.
Derzeit sieht es so aus als habe Gottlob Woreschke die dem Tschechischen ähnliche Sprachvariante gesprochen, sofern er überhaupt in Kosel geboren wurde.
Gesucht werden also die Daten eines Gottlob Woreschke, der ca. 1739 vielleicht nicht in Kosel geboren wurde und ca. 1769 eine Marie geheiratet hat. Vielleicht stammt er aus Forst, wo die Worreschk/Woreschke ein Nest hatten.